Dienstag, 5. November 2013

Von Brunnenvergiftern und Bumerangs

Von Brunnenvergiftern und Bumerangs
In meiner letzten Rundmail habe ich ein ausführlicheres Statement zum Thema Umgang mit den Grünen angekündigt. Nachdem das neu gewählte Finanzteam nun mit einer Offenen Mail schwere Vorwürfe gegen Klaus Behrendt und insbesondere Carola Eckstein wegen „Beleidigung, bösartige Unterstellungen und Verleumdungen“ erhoben hat, möchte ich meinem angekündigten Statement vorsorglich noch ein kürzeres zum Thema  eines demokratischen oder undemokratischen Stils in Auseinandersetzungen, in der Ausübung von Kritik und der Antwort auf sie vorausschicken. Das scheint mir im Moment das wichtigste Thema im S21- Protest zu sein,  da der Protest möglicherweise vor einem tiefgreifenden Umbruch steht.
Mit dieser Einschätzung stehe ich anscheinend in Widerspruch zu Eisenhart von Loeper und wohl auch dem Aktionsbündnis. Wenn ich Eisenharts Äußerungen gestern (10.10.13 im Forum 3) zum Thema „3. Bürgerbegehren“ richtig verstanden habe, hält er die Orientierung der noch Aktiven  auf eine neue Aktion wie ein neues Bürgerbegehren für wichtiger als eine Auseinandersetzung mit den seit Dominik Zwuckelmanns Studie in die Kritik geratenen Strukturen der „Bewegung“.
Eisenhart v. L. und Werner Sauerborn haben auf Z.s Kritik sachlich geantwortet und sie, wenn ich die Antwort richtig verstanden habe, im Wesentlichen zurückgewiesen,  und sie halten, zumindest was das Aktionsbündnis angeht, die Sache wohl für abgehakt. Das halte ich für eine Fehleinschätzung, aber auch ich kann mich ja täuschen.
Es gibt jedoch eine Äußerung in der Antwort der beiden an Zwuckelmann, die ich so nicht stehen lassen möchte. Gleich im ersten Punkt heißt es dort:
„Deine Sorge am Ende des Textes, man könnte Dir den Vorwurf eines Spaltungsversuches machen, ist unbegründet. So wie Du Deine Kritik äußerst, kann man gut damit umgehen. Das hat nichts zu tun mit dem notorischen Brunnenvergiften einiger anderer. (Hervorhebung durch mich)“  Kritik darf also nicht weh tun?
An dieser Einleitung fiel mir noch einiges auf.
Erstens dass Zwuckelmann seiner wohldurchdachten und äußerst schonend vorgetragenen Kritik dieses „Gnadengesuch“ überhaupt vorausgeschickt hatte. Woher diese Angst?
Zweitens der  huldvoll beschwichtigende und vereinnahmende Stil Eisenhart v. Ls.  und Werner Ss. Keine  Angst, Du gehörst (noch?) zu uns, solange Du uns nicht weh tust.’ Ich meine, eine Kritik darf sehr wohl auch weh tun. Sie sollte nur verhältnismäßig sein.
Ich gebe zu, auch ich habe bei der Abfassung meines letzten Statements, in dem ich gerade Eisenhart von Loeper hart angegangen habe, an eine solche besänftigende „captatio benevolentiae“ gedacht (Fachausdruck der römischen Rhetorik, ähnlich wie „fishing for compliments“ im Englischen), habe jedoch davon abgesehen.
Drittens stach mir der Begriff „Brunnenvergiften“ entzündlich in die Augen.  Bei dem Wort handelt es sich um eines aus dem ‚Wörterbuch des Unmenschen’, also der Nazis. „Brunnenvergifter“ waren im Mittelalter die Andersgläubigen, die Ketzer und das waren vor allem die Juden. Und bei den Nazis waren es die politischen Gegner, die in die Gestapokeller oder ins KZ kamen, weil man mit ihnen „nicht reden konnte“. Auch die vermutlich einfach gedankenlose Verwendung eines solchen Begriffs ist, meine ich, ein „no go“. Das geht einfach nicht! Ein solcher Begriff ist ein Beispiel nicht von Bewusstheit und d. h. auch Verantwortungsbewusstsein, sondern von unpolitischer Bewusstlosigkeit und Verführbarkeit.  
Ich habe Eisenhart v. L. dann per Mail aufgefordert (in meinem Blog nachzulesen), wenigstens Ross und Reiter zu nennen, wen er mit diesem Ausdruck einer Verschwörung meint, damit wir uns gegebenenfalls schützen können, oder aber ihn lieber zurückzunehmen. Seine Antwort habe ich bis heute nicht erhalten.
Ich gestehe, ich habe mich inzwischen auch gefragt, ob auch ich in den Augen von  Mitstreitern wie W. Sauerborn und von E. Loeper ein solcher Brunnenvergifter bin. Das ist bei ihnen ja nur ein salopper, fast „poetischer“ Ausdruck für Spalter, und als solcher wurde ich bereits von anderen mehrfach bezeichnet, z. B. von Carola Eckstein oder Silvia Heimsch oder ganz ähnlich von Matthias von Hermann.
Der Vorwurf der Spaltung wurde Jens Loewe und mir zum ersten Mal im OB-Wahlkampf gemacht, weil Jens L. selbst kandidierte und Kuhn Stimmen „raubte“ und ich für seine Wahl warb, während Matthias von Hermann verkündete, die Wahl Kuhns sei unsere einzige Option. Da war sie, die autoritäre und sektiererische Behauptung der Alternativlosigkeit. Kein Respekt gegenüber Eigenwilligkeit, keine selbstbeherrschte  Toleranz gegenüber der Meinung anderer, kein Minderheitenschutz. Der ist jedoch wichtigstes Wesenselement von Demokratie. Demokratie ist die Selbstbeherrschung eines Volkes, das stets aus vielen Minderheiten besteht und deswegen vor allem der Tugend der Toleranz bedarf.
Als ich seinerzeit den Parkschützerrat aufforderte, sich von Matthias von Hermanns über den Verteiler des PSR verbreiteten Aufruf  zu distanzieren, wurde ich nur der Schulmeisterei und Besserwisserei bezichtigt, als einer, der andere für dumm halte. Ein Argument in der Sache statt Unterstellung von vermuteten Befindlichkeiten meinerseits gab es nicht. Dazu nervte ich offensichtlich zu sehr. 
Deswegen möchte ich Euch, liebe MitstreiterInnen,  für die unausweichlich auf uns zukommenden Auseinandersetzungen warnen: Leichtfertig oder aus eigener Beschränktheit selbstgerecht mit dem Vorwurf der Spaltung herumzufuchteln könnte als Vorwurf der Spaltung wie ein Bumerang auf Euch  selbst zurückfallen. Dann belasst es doch lieber  Leuten wie mir oder Jens Loewe gegenüber bei dem Vorwurf der Schulmeisterei und Besserwisserei. Damit können Andersdenkende wie ich und Jens zur Not  leben, auch wenn auch wir natürlich eigentlich von Euch geliebt werden möchten.

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