Von Brunnenvergiftern und Bumerangs
In meiner letzten Rundmail habe ich ein ausführlicheres Statement
zum Thema Umgang mit den Grünen angekündigt. Nachdem das neu gewählte
Finanzteam nun mit einer Offenen Mail schwere Vorwürfe gegen Klaus
Behrendt und insbesondere Carola Eckstein wegen „Beleidigung, bösartige
Unterstellungen und Verleumdungen“ erhoben hat, möchte ich meinem
angekündigten Statement vorsorglich noch ein kürzeres zum Thema eines
demokratischen oder undemokratischen Stils in Auseinandersetzungen, in
der Ausübung von Kritik und der Antwort auf sie vorausschicken. Das
scheint mir im Moment das wichtigste Thema im S21- Protest zu sein, da
der Protest möglicherweise vor einem tiefgreifenden Umbruch steht.
Mit dieser Einschätzung stehe ich anscheinend in Widerspruch zu
Eisenhart von Loeper und wohl auch dem Aktionsbündnis. Wenn ich
Eisenharts Äußerungen gestern (10.10.13 im Forum 3) zum Thema „3.
Bürgerbegehren“ richtig verstanden habe, hält er die Orientierung der
noch Aktiven auf eine neue Aktion wie ein neues Bürgerbegehren für
wichtiger als eine Auseinandersetzung mit den seit Dominik Zwuckelmanns
Studie in die Kritik geratenen Strukturen der „Bewegung“.
Eisenhart v. L. und Werner Sauerborn haben auf Z.s Kritik sachlich
geantwortet und sie, wenn ich die Antwort richtig verstanden habe, im
Wesentlichen zurückgewiesen, und sie halten, zumindest was das
Aktionsbündnis angeht, die Sache wohl für abgehakt. Das halte ich für
eine Fehleinschätzung, aber auch ich kann mich ja täuschen.
Es gibt jedoch eine Äußerung in der Antwort der beiden an
Zwuckelmann, die ich so nicht stehen lassen möchte. Gleich im ersten
Punkt heißt es dort:
„Deine Sorge am Ende des Textes, man könnte Dir den Vorwurf eines
Spaltungsversuches machen, ist unbegründet. So wie Du Deine Kritik
äußerst, kann man gut damit umgehen. Das hat nichts zu tun mit dem
notorischen Brunnenvergiften einiger anderer. (Hervorhebung durch mich)“ Kritik darf also nicht weh tun?
An dieser Einleitung fiel mir noch einiges auf.
Erstens dass Zwuckelmann seiner wohldurchdachten und äußerst schonend vorgetragenen Kritik dieses „Gnadengesuch“ überhaupt vorausgeschickt hatte. Woher diese Angst?
Zweitens der huldvoll beschwichtigende und vereinnahmende Stil Eisenhart v. Ls. und Werner Ss. Keine Angst, Du gehörst (noch?) zu uns, solange Du uns nicht weh tust.’ Ich meine, eine Kritik darf sehr wohl auch weh tun. Sie sollte nur verhältnismäßig sein.
Ich gebe zu, auch ich habe bei der Abfassung meines letzten
Statements, in dem ich gerade Eisenhart von Loeper hart angegangen habe,
an eine solche besänftigende „captatio benevolentiae“ gedacht
(Fachausdruck der römischen Rhetorik, ähnlich wie „fishing for
compliments“ im Englischen), habe jedoch davon abgesehen.
Drittens stach mir der Begriff „Brunnenvergiften“ entzündlich in die Augen. Bei dem Wort handelt es sich um eines aus dem ‚Wörterbuch des Unmenschen’,
also der Nazis. „Brunnenvergifter“ waren im Mittelalter die
Andersgläubigen, die Ketzer und das waren vor allem die Juden. Und bei
den Nazis waren es die politischen Gegner, die in die Gestapokeller oder
ins KZ kamen, weil man mit ihnen „nicht reden konnte“. Auch die
vermutlich einfach gedankenlose Verwendung eines solchen Begriffs ist,
meine ich, ein „no go“. Das geht einfach nicht! Ein solcher Begriff ist
ein Beispiel nicht von Bewusstheit und d. h. auch
Verantwortungsbewusstsein, sondern von unpolitischer Bewusstlosigkeit
und Verführbarkeit.
Ich habe Eisenhart v. L. dann per Mail aufgefordert (in meinem Blog
nachzulesen), wenigstens Ross und Reiter zu nennen, wen er mit diesem
Ausdruck einer Verschwörung meint, damit wir uns gegebenenfalls schützen
können, oder aber ihn lieber zurückzunehmen. Seine Antwort habe ich bis
heute nicht erhalten.
Ich gestehe, ich habe mich inzwischen auch gefragt, ob auch ich in
den Augen von Mitstreitern wie W. Sauerborn und von E. Loeper ein
solcher Brunnenvergifter bin. Das ist bei ihnen ja nur ein salopper,
fast „poetischer“ Ausdruck für Spalter, und als solcher
wurde ich bereits von anderen mehrfach bezeichnet, z. B. von Carola
Eckstein oder Silvia Heimsch oder ganz ähnlich von Matthias von Hermann.
Der Vorwurf der Spaltung wurde Jens Loewe und mir zum ersten Mal im
OB-Wahlkampf gemacht, weil Jens L. selbst kandidierte und Kuhn Stimmen
„raubte“ und ich für seine Wahl warb, während Matthias von Hermann
verkündete, die Wahl Kuhns sei unsere einzige Option. Da war sie, die
autoritäre und sektiererische Behauptung der Alternativlosigkeit. Kein Respekt gegenüber Eigenwilligkeit, keine selbstbeherrschte Toleranz gegenüber der Meinung anderer, kein Minderheitenschutz. Der ist jedoch wichtigstes Wesenselement von Demokratie.
Demokratie ist die Selbstbeherrschung eines Volkes, das stets aus
vielen Minderheiten besteht und deswegen vor allem der Tugend der
Toleranz bedarf.
Als ich seinerzeit den Parkschützerrat aufforderte, sich von
Matthias von Hermanns über den Verteiler des PSR verbreiteten Aufruf zu
distanzieren, wurde ich nur der Schulmeisterei und Besserwisserei
bezichtigt, als einer, der andere für dumm halte. Ein Argument in der
Sache statt Unterstellung von vermuteten Befindlichkeiten meinerseits
gab es nicht. Dazu nervte ich offensichtlich zu sehr.
Deswegen möchte ich Euch, liebe MitstreiterInnen, für die
unausweichlich auf uns zukommenden Auseinandersetzungen warnen:
Leichtfertig oder aus eigener Beschränktheit selbstgerecht mit dem
Vorwurf der Spaltung herumzufuchteln könnte als Vorwurf der Spaltung wie
ein Bumerang auf Euch selbst zurückfallen. Dann belasst es doch lieber
Leuten wie mir oder Jens Loewe gegenüber bei dem Vorwurf der
Schulmeisterei und Besserwisserei. Damit können Andersdenkende wie ich
und Jens zur Not leben, auch wenn auch wir natürlich eigentlich von
Euch geliebt werden möchten.
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