Dienstag, 5. November 2013

(11) Stoppen wir die „christ“- und „sozial“- „demokratische“ Kostendynamik von S21!


    Stoppen wir die „christ“- und  „sozial“-           „demokratische“ Kostendynamik von S21!
            Statement Nr. 11                         von  Reinhart Vowinckel
(Website: http://vowinckel.blogspot.de)  Mail: reinhart.vowinckel@web.de     27.10.2013

Die geistigeGefangenschaft des S21-Protestes bei den Grünen

Wir haben ja den Kostendeckel! Der schützt uns vor der Verwirklichung von S21! Tut er das?
Ich habe auch einmal so gedacht. Aber das war Selbsttäuschung. Der Kostendeckel ist unser Opium, mit dem wir gefügig gemacht werden.
Es gibt den bildhaften Begriff von der „babylonischen Gefangenschaft“, der uns da zum besseren Verständnis vielleicht helfen kann. Er geht zurück auf eine Geschichte im Alten Testament.
Als einst, lange vor Christi Geburt,  die Stadt der Juden, Jerusalem, von den mächtigeren  Babyloniern belagert wurde, begaben sich die Herrscherfamilien Jerusalems schließlich, wie das bei schweren Machtkonflikten damals durchaus üblich war,  „freiwillig“ in die für höhere Kreise eines Gegners relativ komfortable und keineswegs tödliche  Gefangenschaft der Babylonier. Sie dauerte ca. 70 Jahre.
Im letzten Landtagswahlkampf  meinte die grüne Fraktionsvorsitzende im Landtag, Silke Krebs,  die SPD befinde sich in babylonischer Gefangenschaft der Projektbefürworter, aus der sie sich erst einmal befreien müsse. Es kam jedoch anders. Nicht die SPD befreite sich aus der politischen Gefangenschaft der CDU, die sie mit der Absegnung des durch und durch betrügerischen Finanzierungsvertrags der Regierung Oettinger angetreten hatte. Vielmehr begaben sich die Grünen in die politische Gefangenschaft der Sozialdemokraten, also eines Projektbefürworters,   und damit auch in die der CDU und des Projekts. Das geschah mit der Koalitionsvereinbarung pro Projekt und vor allem dem Finanzierungsvertrag.
Das aber war noch nicht die „Peripetie“, der Höhe- und Wendepunkt der klassischen Tragödie. Ihre größte „Fallhöhe“ erreichten die Helden erst, als auch der Protest gegen S21,  damals noch in Ansätzen eine „Widerstandbewegung“, gefangen genommen wurde. Das geschah mit Volksabstimmung und dem Köder Kostendeckel.
Von da an war der Protest in Sachen S21 mehr eine Akklamationsbewegung, kontrolliert und instrumentalisiert von den Grünen für ihre Politik. Hauptgegner war fortan die Bahn und nicht mehr die Politik von SPD und Grünen. So viel an dieser Stelle zur Genese, zur Krankengeschichte.
Zur Diagnose ein aktuelles Beispiel, die Rede Matthias von Herrmanns auf der 192. Montagsdemo. In ihr  verkündete er „unser“ weiteres politisches Programm nach der Bundestagswahl. Er stellte den Grünen „auf Stadt- und Landesebene“, so wörtlich, „Hausaufgaben“: Rosensteinpark schützen, Planfeststellungsbeschluss 1.5 anfechten, Lenkungskreis einberufen, Brandschutz ernst nehmen, Bürgerentscheid unterstützen, Beweislast umkehren usw.  alles „Das müssen die Grünen jetzt durchsetzen.“ Und „In den nächsten sieben Monaten werden wir zusammen mit Ihnen (also er mit den Demonstranten) immer wieder bei den Grünen im Gemeinderat nachfragen, ob die Hausaufgaben erledigt wurden.“ Mit einer eigenständigen Politik hat all das nicht viel zu tun. Das ist bloß Verwaltung, Schulverwaltung gewissermaßen. Worum es ihm vor allem geht, zeigte er deshalb auch gleich zu Beginn seiner Rede:
Jetzt bei der Bundestagswahl ging es erstmals gründlich bergab. Daher wollen wir hier und heute unseren Beitrag leisten, um ein weiteres Grünendebakel bei den im Mai 2014 anstehenden Gemeinderats- und Regionalwahlen zu vermeiden.“
Nicht wir selbst also sollen unsere „Hausaufgaben“ machen, sondern andere. Was für M.v.H. offensichtlich keine erhebliche Rolle spielt: Die Grünen sind objektiv eine Befürworterpartei!!! Wer wirklich K21 will, sollte dazu  nicht auf die Partei der Grünen  setzen.

Der vertragswidrige Kostendeckel nur ein Köder zum Schlucken der VA und der „Kostendynamik“

Ich will mit dem zweiten Teil dieses Statements zeigen, wie es einem Verfassungshochstapler gelang, den Protest gegen S21 in seinen Bann zu schlagen. Vermutlich jeder Leser und jede Leserin hat schon einmal davon gehört, was Winfried Kretschmann, wo er geht und steht, beteuert. In seinem Offenen Brief  zu Stuttgart 21 vom 06.02.2012 z. B.  klopfte er sich stolz auf die Schultern dafür,
„dass es uns gelungen ist, mit der Volksabstimmung einen historischen ersten Schritt in eine  echte Bürgergesellschaft gemacht zu haben.“ um mit der Frechheit und dem Augenaufschlag des biedermännischen Hochstaplers zu schließen: „Können Sie sich ernsthaft einen Ministerpräsidenten und eine Landesregierung wünschen wollen, die sich, weil ihnen ein politisches Ergebnis missfällt – über den Willen der Mehrheit in einem Gesetzgebungsverfahren, - denn nichts anderes ist eine Volksabstimmung nach unserer Landesverfassung – hinwegsetzt und sich schlicht nicht an Gesetz und Recht gebunden fühlt? Niemand, der Demokratie  und Rechtsstaatlichkeit ernst nimmt, kann sich dies am Ende wünschen, auch die nicht, die in der Sache verloren haben. Denn wir würden dann Tür und Tor öffnen für eine Entwicklung, an der keinem von uns gelegen sein kann.“ (http://www.gruene-bw.de/themen/verkehr/news/article/offener-brief-von-ministerpraesident-winfried-kretschmann-zu-stuttgart-21.html)
Aber viele von Ihnen, liebe Leserinnen und Leser,  wissen vielleicht immer noch nicht, dass das schamlose Lügen sind. Auch die Landesabstimmungsleiterin Friedrich verwahrte sich bei Bekanntgabe des amtlichen Endergebnisses am 13.02.2012 ausdrücklich gegen solchen hochstaplerischen Hutzauber und stellte ausdrücklich fest:
Nachdem die Gesetzesvorlage die nach der Landesverfassung erforderliche Stimmenmehrheit nicht erreicht hat, hat sich insoweit auch keine Änderung der Rechtslage ergeben.“
Und es gibt inzwischen auch ein kaum beachtetes Dokument, in dem Kretschmann selbst den Schwindel eingesteht und rechtfertigt. Das ist Kretschmanns Offener Brief vom 14. Januar 2013, offiziell an Walter Sittler, insgeheim jedoch vor allem an den Richter a. D. Dieter Reicherter, der ihm kurz zuvor den Schwindel unter die Nase gerieben hatte. Ich gebe die wichtigsten Aussagen dazu kurz wieder:
„Ich warne …  davor, die Volksabstimmung erneut in Frage zu stellen.“
„Letztlich hat die Bevölkerungsmehrheit … den Argumenten der Befürworter von S 21 mehr Gewicht beigemessen und entschieden, das Land solle nicht einseitig aus dem Finanzierungsvertrag aussteigen. An dieses Votum ist die Landesregierung auch weiterhin gebunden, zwar nicht formal-juristisch, aber doch politisch.“
Wenn Sie, lieber Herr Sittler, nun die Gültigkeit der Volksabstimmung anzweifeln, stellt sich natürlich die Frage, was dies für das Land hieße, müsste man dann nicht auch konsequenterweise den Kostendeckel als hinfällig betrachten? … Durch die Volksabstimmung sehe ich diesen Weg und damit insbesondere auch den Kostendeckel als von den Bürgerinnen und Bürgern bestätigt an.“ (http://www.nachdenkseiten.de/upload/pdf/130131_antwort_kretschmann.pdf
Plötzlich bei vorgehaltener Hand, verbunden mit einem „Pssst, Pssst, aber keinem verraten!“ sind VA und Kostendeckel keine Bindung mehr „nach Recht und Gesetz“, sondern nur noch eine politische, etwa so viel wert wie ein Wahlversprechen. Wem aber sollte Sittler das nicht verraten?  Wer weiß dass noch nicht, die Bahn, die Politiker, die profitierenden Unternehmer? Sie alle wissen das natürlich sehr genau. Wer bleibt dann noch? Niemand  außer uns selbst? Mit anderen Worten: Sittler und seine Mitunterzeichner sollten nicht ihn, Kretschmann, Schmid und Schmiedel verraten, sondern uns. Und der Köder für solche „Mitarbeit“ ist der Kostendeckel, an den wir uns klammern und an den wir weiter glauben sollen.
Folgen wir – wider besseres Wissen – Kretschmanns und Schmids Rechtsverdrehung, dann ist logischer Weise auch folgender Passus in der Begründung der VA vom „Volk“ abgelehnt worden:
Der Anspruch des Landes richtet sich auf eine Anpassung des Vertrages dahingehend, dass weitere Kostensteigerungen über die verabredete Obergrenze  von 4,526  Mrd. Euro hinaus in vollem Umfang von der Deutschen Bahn AG zu finanzieren sind. Aufgrund bisheriger Stellungnahmen der Deutschen Bahn AG ist davon auszugehen, dass sie nicht zu einer entsprechenden Vertragsanpassung bereit ist, weshalb dem Land ein Festhalten an dem Vertrag nicht zumutbar und ein Kündigungsrecht nach § 60 Abs. 1 Satz 1 LVwfG gegeben ist. Das Land kann nicht weitreichende  Baumaßnahmen abwarten, um sodann nach dem Prinzip der normativen Kraft des Faktischen in eine unabschätzbare Kostendynamik eingebunden zu werden.“
Und auch der Kostendeckel ist dann obsolet.
Solange es bei unserem Vertrauen in den Kostendeckel bleibt, waltet jedoch , ungestört durch den Protest, die „unabschätzbare Kostendynamik“,  vor der bei der VA von SPD und Grünen noch zurecht sehr gewarnt wurde (s. Zitat).
Wenn die VA negativ bindet, wie SPD und Grüne uns weismachen wollen, dann kann  auch die SPD nicht von der Bahn verlangen, die Mehrkosten zu tragen, jedenfalls nicht gestützt auf die VA, in der diese Forderung erhoben worden ist. Und darauf lief ja auch z. B. Schmids und Schmiedels  Versuch hinaus, der Bahn die Sprechklausel abzukaufen. Und dann hat die Regierung bzw. das Land auch gar kein Recht, die „unabschätzbare Kostendynamik“ abzuwenden, denn das wäre dann durch die VA ja auch „verboten“ worden.

Gehen wir jedoch von Recht und Gesetz aus, dann kann die Regierung beispielsweise auch Kündigungsrechte in Anspruch nehmen. Die zur Urne gegangenen Wahlberechtigten des Landes haben dann auch keineswegs S21 durchgewinkt, da kein neues Recht geschaffen wurde.
Alle die, die kein S21, sondern K21 wollen, stehen damit vor einer Entscheidung: Schonen und stärken wir die Grünen und damit die SPD wie bisher und verschieben den Stopp von S21 auf den Sanktnimmerleinstag? Oder lassen wir den wirklichen Betrug der Landesregierung und damit auch der Grünen hochgehen und erhöhen so die Chance, dass die Regierung aus politischen Gründen die Kostendynamik nicht mehr einfach walten lassen kann?
Um keine Illusionen aufkommen zu lassen: Dazu hätten wir notfalls auch eine neue, dritte Struktur neben den Parkschützern und dem Aktionsbündnis aufzubauen, und das kostet Kampf und Arbeit.









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