Donnerstag, 10. Oktober 2013

Lieber Eisenhart von Loeper, lieber Werner Sauerborn!

Lieber Eisenhart von Loeper, lieber Werner Sauerborn!
 
Der Blogger Zwuckelmann hat mit seinen Anmerkungen zu undemokratischen Strukturen unserer Protestbewegung den Anstoß zu einer breiten Debatte über unseren Begriff von Demokratie gegeben. Mit Ihrer Stellungnahme vom 08. Juli 2013 haben Sie darauf geantwortet und Zwuckelmann im Wesentlichen widersprochen. Auch ich arbeite gegenwärtig an der Ausarbeitung eines Statements zum Thema Demokratisierung der Bewegung, dessen erster Teil im Laufe der nächsten Woche erscheinen soll. In diesem Statement wird auch der erste Absatz Ihrer Stellungnahme zur Strukturkritik Zwuckelmanns eine Rolle spielen. Er lautet:
Deine Sorge am Ende des Textes, man könnte Dir den Vorwurf eines Spaltungsversuchs machen, ist unbegründet. So wie Du Deine Kritik äußerst, kann man gut damit umgehen. Das hat nichts von dem notorischen Brunnenvergiften einiger anderer.“
Ich will in dieser Mail nur einen Aspekt dieses Diktums vorab aufgreifen. Demnach gibt es also Ihrer Ansicht nach in unserer Bewegung notorische Brunnenvergifter. Oder verstehe ich Sie  falsch?
Sicher wissen auch Sie als gebildete Zeitgenossen, dass der Begriff der Brunnenvergiftung historisch äußerst belastet ist. Geprägt wurde er während einer großen Pest im Mittelalter von christlicher Seite. Die „Andersgläubigen“ (Gemeint waren die Juden.) sollten als die „Bösen“, als Verschwörer gegen die „Guten“, die Christenheit, als die angeblichen Verursacher der Pest durch die Verseuchung der Brunnen  hingestellt werden, um sie  zu isolieren. Das diente der Durchführung der folgenden ersten Judenpogrome. Das historische Muster wiederholte sich  dann im russischen Zarenreich sowie während der Nazidiktatur.
Zwuckelmann  wollte offensichtlich mit seiner im Wesentlichen fundierten Kritik an bestehenden Organisationsstrukturen wie auch des Aktionsbündnisses unserer Protestbewegung gegen S21 einen Anstoß geben für einen demokratischen Diskurs über die Möglichkeiten einer Überwindung autoritärer Strukturen.
Der könnte jedoch durch unbedachte Statements wie m. E. das Ihre auch von vornherein vergiftet werden. Wir dürfen kritisieren, auch einmal hart und emotional, wir sollten Andersdenkende jedoch nie dämonisieren und verteufeln.
Ich schlage deshalb vor, dass Sie sich noch einmal ein paar Gedanken zu Spielregeln eines demokratischen Diskurses und einer demokratischen Politik machen und sich gegebenenfalls von Ihrer oben zitierten Wortwahl distanzieren. Bedenken Sie auch, der von Ihnen erhobene Stein mit der Aufschrift „Brunnenvergiftung“ könnte auch auf Sie selbst zurückfallen.
Wenn Sie jedoch zu Ihrer Behauptung von Brunnenvergiftung stehen, sollten Sie auch Ross und Reiter nennen, wen Sie mit den Brunnenvergiftern meinen, damit die Protestbewegung sich gegebenenfalls vor ihnen schützen kann.
 
Mit freundlichen Grüßen
 
Reinhart Vowinckel

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