Lieber Eisenhart von Loeper, lieber Werner Sauerborn!
Der Blogger Zwuckelmann hat mit seinen Anmerkungen zu
undemokratischen Strukturen unserer Protestbewegung den Anstoß zu einer
breiten Debatte über unseren Begriff von Demokratie gegeben. Mit Ihrer
Stellungnahme vom 08. Juli 2013 haben Sie darauf geantwortet und
Zwuckelmann im Wesentlichen widersprochen. Auch ich arbeite gegenwärtig
an der Ausarbeitung eines Statements zum Thema Demokratisierung der
Bewegung, dessen erster Teil im Laufe der nächsten Woche erscheinen
soll. In diesem Statement wird auch der erste Absatz Ihrer Stellungnahme
zur Strukturkritik Zwuckelmanns eine Rolle spielen. Er lautet:
„Deine Sorge am Ende des Textes, man könnte Dir den Vorwurf
eines Spaltungsversuchs machen, ist unbegründet. So wie Du Deine Kritik
äußerst, kann man gut damit umgehen. Das hat nichts von dem notorischen
Brunnenvergiften einiger anderer.“
Ich will in dieser Mail nur einen Aspekt dieses Diktums vorab aufgreifen. Demnach gibt es also Ihrer Ansicht nach in unserer Bewegung notorische Brunnenvergifter. Oder verstehe ich Sie falsch?
Ich will in dieser Mail nur einen Aspekt dieses Diktums vorab aufgreifen. Demnach gibt es also Ihrer Ansicht nach in unserer Bewegung notorische Brunnenvergifter. Oder verstehe ich Sie falsch?
Sicher wissen auch Sie als gebildete Zeitgenossen, dass der Begriff
der Brunnenvergiftung historisch äußerst belastet ist. Geprägt wurde er
während einer großen Pest im Mittelalter von christlicher Seite. Die
„Andersgläubigen“ (Gemeint waren die Juden.) sollten als die „Bösen“,
als Verschwörer gegen die „Guten“, die Christenheit, als die angeblichen
Verursacher der Pest durch die Verseuchung der Brunnen hingestellt
werden, um sie zu isolieren. Das diente der Durchführung der folgenden
ersten Judenpogrome. Das historische Muster wiederholte sich dann im
russischen Zarenreich sowie während der Nazidiktatur.
Zwuckelmann wollte offensichtlich mit seiner im Wesentlichen
fundierten Kritik an bestehenden Organisationsstrukturen wie auch des
Aktionsbündnisses unserer Protestbewegung gegen S21 einen Anstoß geben
für einen demokratischen Diskurs über die Möglichkeiten einer
Überwindung autoritärer Strukturen.
Der könnte jedoch durch unbedachte Statements wie m. E. das Ihre
auch von vornherein vergiftet werden. Wir dürfen kritisieren, auch
einmal hart und emotional, wir sollten Andersdenkende jedoch nie
dämonisieren und verteufeln.
Ich schlage deshalb vor, dass Sie sich noch einmal ein paar
Gedanken zu Spielregeln eines demokratischen Diskurses und einer
demokratischen Politik machen und sich gegebenenfalls von Ihrer oben
zitierten Wortwahl distanzieren. Bedenken Sie auch, der von Ihnen
erhobene Stein mit der Aufschrift „Brunnenvergiftung“ könnte auch auf
Sie selbst zurückfallen.
Wenn Sie jedoch zu Ihrer Behauptung von Brunnenvergiftung stehen,
sollten Sie auch Ross und Reiter nennen, wen Sie mit den
Brunnenvergiftern meinen, damit die Protestbewegung sich gegebenenfalls
vor ihnen schützen kann.
Mit freundlichen Grüßen
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