Lieber Eisenhart von
Loeper,
ich möchte mich für Deine schnelle
Reaktion auf mein Statement Nr. 10 zur Lage und Taktik, mit der ich keineswegs
gerechnet hatte und rechnen konnte, herzlich bedanken. Endlich mal einer, der
sich rührt. Auch was ich erhofft hatte, dass sich wenigstens der eine oder die andere
für Dich rührt, ist ausgeblieben. ??? - Das „Sie“ in Deiner Mail an mich ist
mir zu distanziert! Ich hoffe, Du bist mit dem Du einverstanden. Ich komme auch
gleich zur Sache.
Hat es überhaupt jemand in der
Bewegung bemerkt? Kretschmann hat dem Vizeaufsichtsratsvorsitzenden der Bahn
Kirchner am Tag vor der Sitzung des AR am 05. März, jenseits aller Koalitionsdisziplin „konstruktive
Gespräche“ über „Alternativen zu Stuttgart 21“ angeboten!!! Ich erinnere mich
jedoch nicht, irgendetwas von einer positiven Reaktion darauf aus unserer
Bewegung gelesen zu haben. Die Information selbst habe ich aus der Süddeutschen
Zeitung. Hast Du den Vorgang registriert? Und wenn ja, konntest Du etwas mit ihm anfangen?
Der Fraktionsvorsitzende der SPD
konnte es. Aufgebracht drohte er Kretschmann noch am gleichen Tage öffentlich den
Koalitionswechsel zur CDU und mit deren Hilfe eine Klage gegen die Bahn auf Vertragserfüllung an. Schon ein starkes
Stück! Das heißt u. a., Grüne und Bahn sind sich in der Frage pro oder contra
S21 hinter den Kulissen längst näher als Grüne und SPD, und die SPD ist nicht mehr
nur unser, sondern auch der Quälgeist der Bahn.
Das zeigte sich dann ein paar
Wochen später erneut bei dem politisch einfach absurden Versuch der SPD, der
Bahn die Sprechklausel des Finanzierungsvertrags für laut SZ vom 17. April 2013
sage und schreibe ganze 70 Mio. €, abzukaufen, eine Klausel, aus der die Bahn zumindest
nach dem Willen des Aufsichtsrats angeblich noch Milliarden Euro herausschlagen
will und die Kretschmann als „Damoklesschwert“ über den Häuptern der Koalition
bezeichnet! Wolltest Du nun mit Deiner Forderung an die Landesregierung vielleicht
speziell Winfried Kretschmann von seinem Trauma des vermeintlichen und
angeblichen Damoklesschwerts erlösen? Das wäre wenigstens nicht das gerade modische
Grünenbashing. Jedoch könnte es nicht auch sein, dass Kretschmann die
Sprechklausel Damoklesschwert tauft, damit aber eigentlich die Risikoklausel
meint, die Du bei Deiner Forderung nicht im Auge hast?
Natürlich bekam die SPD bzw. die
Regierung eine Abfuhr. Seitdem bezichtigt Schmiedel immerhin nicht mehr nur die
Grünen, sondern auch die Bahn der „Fundamentalopposition",
auch das ein Zeichen.
Ihr Ende fand die Geschichte in
der Erklärung Kretschmanns „Der
Grundsatzstreit zu Stuttgart 21 ist beendet.“ (SZ am 17.04.2013), und natürlich
bekam der für den erneuten „Verrat“ wieder kräftig Dresche von enttäuschten
ehemaligen Anhängern.
Wo aber blieb hier der überfällige
nachhaltige propagandistische Angriff der Bewegung auf die SPD? Sie versteckt sich hinter der
Berufung auf einen betrügerischen Vertrag, und dass der die Risikoklausel pro
Bahn enthält, ist ihr größtes Problem. Dass das publik wird, sucht die SPD dabei
natürlich zu vermeiden. Statt den Grünen den Rücken zu stärken mit einer von
ihnen unabhängigen Aufklärungskampagne gegen und über den Betrug mit dem
Projekt und mit dem Finanzierungsvertrag, kommen Appelle an die Regierung, den
Finanzierungsvertrag zu manipulieren, also im Lügenssumpf zu rudern! Leute, wir haben keine grüne Landesregierung! Wir
haben eine sozialdemokratische! Die Grünen tragen in der Regierung
Handschellen. Wir aber haben die Hände frei. Überleg
doch auch einmal, lieber Eisenhart, ob nicht Kretschmanns resignative
Feststellung „Der Grundsatzstreit zu
Stuttgart 21 ist beendet.“ auch dem Ausbleiben propagandistischer Unterstützung
durch unsere Bewegung bei seinem öffentlichen Streit mit Schmiedel geschuldet ist.
Liebe Grüße! Reinhart